
Der Vortrag „Das goldene Zeitalter des türkischen Humanismus: Georg Rohdes Aufenthalt in Ankara (1935–1949)” untersucht die intellektuelle und kulturhistorische Bedeutung des Aufenthalts des deutschen Altphilologen Georg Rohde (1899-1960) in Ankara zwischen 1935 und 1949. Rohde, der kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in die Türkei kam, gehörte zu den zentralen Akteuren beim Aufbau des neu gegründeten Instituts für Klassische Philologie an der Fakultät für Sprache sowie Geschichte und Geographie der Universität Ankara. Seine frühen Arbeiten standen im Einklang mit der kemalistischen Kulturpolitik, die auf die Aneignung der antiken Kulturen Anatoliens im Rahmen eines modernen nationalen Selbstverständnisses abzielte.
In der darauffolgenden Phase unter Präsident İsmet İnönü und dessen Bildungsminister Hasan Âli Yücel, in der die Ideologie des sogenannten türkischen Humanismus die staatlich gelenkte Kulturpolitik prägte, wurde Rohde zu einer zentralenFigur des akademischen und kulturellen Lebens. Seine Tätigkeit trug nicht nur zur Institutionalisierung der Altertumswissenschaften in der Türkei bei, sondern beeinflusste auch maßgeblich den zeitgenössischen Diskurs über Humanismus, Bildung und nationale Identität. Rohdes Rückkehr nach Deutschland 1949 fiel in eine politisch angespannte Übergangsphase, die den Beginn des Mehrparteiensystems in der Türkei einleitete.
Die in diesem Vortrag vorgestellte Studie basiert auf umfangreichen Archivrecherchen und bietet die erste systematische Untersuchung von Rohdes Wirken in der Türkei. Sie leistet damit einen Beitrag zur Erforschung des akademischen Exils deutschsprachiger Gelehrter in der Türkei ebenso wie zur Analyse der frührepublikanischen Kulturpolitik und ihrer intellektuellen Verflechtungen mit humanistischen Diskursen europäischen Ursprungs.
Der Vortrag findet in Kooperation des Club Teutonia mit dem Orient-Institut Istanbul statt. Die Vortragssprache ist Englisch.
Sena Yapar studierte Volkswirtschaftslehre an der Marmara-Universität in Istanbul und arbeitete anschließend als Kulturjournalistin bei der Tageszeitung Cumhuriyet sowie als Redakteurin der zweisprachigen Zeitschrift TABA/AmCham der Türkisch-Amerikanischen Handelskammer. Sie erwarb einen M.A. in Kulturwissenschaften an der İstanbul Bilgi Universität und einen weiteren M.A. in türkischer Literatur an der Bilkent Universität, wo sie auch als Lehrbeauftragte tätig war. Derzeit promoviert sie im Fach Turkologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Kulturgeschichte und Kulturpolitik der frühen Republik mit besonderem Fokus auf die Schnittstellen von Modernität, kultureller Produktion und urbanem Raum.
Die Veranstaltungssprache ist Englisch. Die Teilnahme ist kostenlos.
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