Musikalische Traditionen des zentralen östlichen Anatoliens in der Türkei, Berlin und Paris.
Projektleitung: Dr. habil. Martin Greve
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Dilek Soileau Kızıldağ
Projektdauer: Dezember 2020 – November 2022
Das DFG-geförderte Forschungsprojekt „Migration, Memory and Musical Expression“ beschäftigt sich mit musikalischen Traditionen im zentralen östlichen Anatolien und ihren Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte. Jenseits dieses konkreten Zieles ist es angelegt als Pionierstudie zu Musik in Anatolien überhaupt: Zum einen stellt es die Relevanz ethnischer Kategorien für Musik in Frage. Zum anderen verwendet das Projekt erstmals Ansätze historischer Musikethnologie auf Volksmusik in Anatolien. Das Projekt konzentriert sich auf fünf Fokusregionen: 1) Sivas-Koçgiri; 2) Malatya-Arguvan; 3) Tunceli; 4) nördliches Bingöl; 5) Muş-Varto, Erzurum-Hınıs. Identitätsdiskurse und ihre historische Entwicklung während der vergangenen Jahrzehnte sollen untersucht werden und in diesem Kontext auch die Folgen historischer Gewalterfahrungen während lokaler Aufstände (Koçgiri 1921, Şeyh Said 1925, Dersim 1937, Dersim-Bingöl 1994). Lassen sich Folgen dieser Erfahrungen auf Musik nachweisen, etwa eine wachsende Bedeutung von Klageliedern oder Veränderungen innerhalb religiöser Musik? Schließlich sollen die Folgen von Urbanisierung auf musikalische Traditionen, der Aufgabe von Dörfern und der Migration in türkische und europäische Städte untersucht werden, mit besonderem Augenmerk auf Berlin und Paris. Während des gesamten Projektes soll ein besonderes Augenmerk auf die veränderten sozialen Rollen von Frauen und ihren Auswirkung auf Musikerinnen gelegt werden.