Gastwissenschaftler/-innen
Prof. Dr. Kerem Öktem (Ca’ Foscari Universität von Venedig, Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen)
Concrete Empire: Die kulturell-religiöse Außenpolitik der Türkei in Südosteuropa
Im Rahmen von „Concrete Empire“ –der englische Begriff „concrete“ steht hier sowohl für den Baustoff Beton, der für diese Großvorhaben massenhaft verbaut wird, als auch für „konkret“ im Sinne einer „Vergegenständlichung imperialer Ideen“– setze ich mich mit den Akteuren dieser Außenpolitik und ihren Interpretationsmustern in Bezug auf ihre religiösen Herrschaftsarchitekturen auseinander. Die zentrale Frage lautet, inwiefern die Präsenz repräsentativer Moscheen im osmanisch-seldschukischen Stil Bedeutungszusammenhänge zwischen der Türkei und dem Balkan sowie zwischen der post-sozialistischen Gegenwart und der osmanischen Vergangenheit herstellt, und somit den den Balkanraum für die Akteure der türkischen Außenpolitik lesbarer macht. Dabei interessiert mich besonders, wie emotionale Raum-Zeit-Kontinuitäten entstehen, die zu einer Verwischung real existierender Landes- und Kontextgrenzen in der Wahrnehmung besonders der türkischen außenpolitischen Akteure führen. Im Kontext der Debatten um die Türkei als „neo-osmanische“ bzw. „neo-imperiale“ Macht interessiere ich mich auch für die Rezeption dieser außenpolitischen Perspektive in den oben genannten Ländern. Dabei steht die Frage im Raum, ob und unter welchen Akteuren diese Außenpolitik Resonanz findet und wie sie bestehende Konfliktlinien und Ausgrenzungserfahrungen, besonders in den muslimischen Gemeinden der Region, beeinflusst. Abschließend demonstriere ich anhand der Fallstudie der Balkanländer, wie die Moscheebaupolitik emblematisch geworden ist für die Transformation der türkischen Außenpolitik in eine stärker religiös orientierte und imperial ausgerichtete Form.
Dr. Sena Hatip Dinçyürek
Die europäischen Trägerinnen des Barmherzigkeitsordens (Şefkat Nişânı), eine Studie zur Prosopographie
Der Orden der Barmherzigkeit (Şefkat Nişanı, der Orden der Chefakat) war der erste osmanische imperiale Orden, der 1878 von Sultan Abdülhamid II. speziell für Frauen gegründet wurde. Er wurde ursprünglich geschaffen, um die Frauen für ihre wohltätigen Arbeiten und Dienste im Osmanischen Reich zu ehren. Der allererste Orden der Barmherzigkeit wurde 1878 an die Frau des britischen Botschafters, Lady Enid Layard, verliehen, in Anerkennung für ihre Hilfsaktionen für die osmanischen Kriegsflüchtlinge. Bald darauf wurde die Verleihung dieses kaiserlichen Ordens an prominente europäische Frauen – wie auch an osmanische Frauen vor allem für karitative Dienste im Reich oder einfach als Anerkennung für ihren Status in der Gesellschaft und in diplomatischen Kreisen zu einer kaiserlichen Tradition. Selbst eine flüchtige Recherche in den osmanischen Archiven liefert uns heute Namen und Aufzeichnungen über europäische Frauen, die mit dem Şefkat Nişanı ausgezeichnet wurden. Sie stehen im Mittelpunkt dieses Projekts. Dazu gehören weibliche Angehörige des diplomatischen Korps, die in den osmanischen Ländern Dienst taten, prominente Mitglieder der europäischen Gemeinschaft, die in der Türkei lebten oder sich dort vorübergehend aufhielten, und auch solche, die keine persönliche Verbindung zum Osmanischen Reich hatten, die aber vom Sultan als Zeichen des kaiserlichen Prestiges mit einer Auszeichnung geehrt wurden. Offensichtlich spielten diese Frauen eine wichtige Rolle in den europäisch-osmanischen Beziehungen im späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert. Ein prosopographischer Ansatz, der sich mit ihren individuellen Geschichten befasst und ihre möglicherweise bestehenden Verbindungen untereinander sowie ihre Rolle in der osmanischen, aber auch ihrer einheimischen Gesellschaft aufdeckt, kann uns daher ein Verständnis für ihren Platz in der Geschichte vermitteln. Diese ausländischen Frauen waren in gewisser Weise ein Teil der späten osmanischen Geschichte, und die Zusammenstellung ihrer kollektiven Biografie mit besonderem Augenmerk auf ihre Verleihung des Barmherzigkeitsordens soll einen Beitrag zur diplomatischen und sozialen Geschichte beider Länder leisten.
Gülay Yılmaz, Dozentin, (Akdeniz Universität, Abteilung für Geschichte)
Das Devşirme-System des Osmanischen Reiches, 1450-1650
Das Ziel dieses Projekts ist es, eine maßgebliche wissenschaftliche Monographie über das Devşirme-System zu erstellen, ein Sklavensystem, das für die Entstehung des Osmanischen Reiches von entscheidender Bedeutung war, aber noch unzureichend verstanden wird. Jahrhundertelang erhoben die Osmanen Kinder aus der christlichen Bevölkerung des Reiches. Diese Kinder wurden zum Islam konvertiert, ausgebildet und in Türkisch unterrichtet, und schließlich in Verwaltungs- und Militärposten eingesetzt. Berichte osmanischer Historiker über die Devşirme-Institution haben sich vorwiegend auf osmanische Staatsmänner mit Devşirme-Herkunft oder auf das berühmteste „Endprodukt“ des Sklavensystems, die Janitscharen-Armee, konzentriert. Stattdessen wird das aktuelle Projekt die Aufmerksamkeit auf die imperiale Rekrutierungspolitik, ihre Verbindung mit den Herrschaftsmethoden auf dem Balkan und auf die Kinder und Jugendlichen lenken, die in diese Politik verwickelt waren. Es wird die Handlungsmöglichkeiten dieser übersehenen historischen Akteure untersuchen, die verkörperten Erfahrungen dieser Sklaverei-Institution sowohl als osmanisches Phänomen als auch als Teil zeitgenössischer globaler Zwangsarbeitssysteme analysieren. Dieses Projekt wird wenig genutzte Archivdokumente wie das einzigartige Steuerregister von 1603-4, Gehaltsregister, erzählerische Quellen sowie Miniaturen verwenden, um eine kritische Darstellung des Devşirme-Systems von der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts bis zu seinem Niedergang in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts zu bieten.
Simone Salmon, Doktorandin in Ethnomusikologie (Universität von Kalifornien, Los Angeles)
Yaşa! Vielfalt, Ort und Erinnerung in der türkisch-jüdischen Musik
Simone Salmon untersucht in ihrer Dissertation den Zustand der jüdischen Musik in einem Klima des türkischen Ethnonationalismus, der Juden, die sich das moderne Spanien als neue Heimat vorstellen, dazu veranlasst, ihre imaginäre Erinnerung an das alte Sefarad zu beschwören. Sie vergleicht die türkische Erfahrung mit der Erfahrung von Mitgliedern der türkisch-jüdischen Diaspora in Los Angeles, die nicht nur das alte Spanien, sondern auch das Osmanische Reich als ihre Heimat betrachten.
Die Juden in Istanbul bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen der stillschweigenden Unterstützung der regierenden Partei und ihrer Ablehnung bei Wahlen. Das Oberrabbinat arbeitet mit türkischen Vertretern der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) zusammen, während sich das Jüdische Museum Istanbuls rühmt, dem Land dafür zu danken, dass es seinen Juden eine sichere Heimat bietet. Angesichts des zunehmenden Antisemitismus wird diese Spannung dadurch verstärkt, dass die meisten öffentlichkeitswirksamen jüdischen Veranstaltungen auf staatliche Mittel angewiesen sind, um den Stolz auf das „bunte kulturelle Mosaik“ des Landes zeigen zu können. Diese Unsicherheit hat dazu geführt, dass einige einheimische jüdische Musiker Spanien als neue Heimat ansehen, um das Land zu ersetzen, das sich immer mehr wie ein bloßes Gastland anfühlt, während zugewanderte jüdische Musiker Istanbul als Zufluchtsstätte ansehen, um den Schrecken des russisch-ukrainischen Krieges zu entkommen.
Für die türkischstämmigen Sephardim und die Diaspora in Los Angeles ist dieser Ersatz eine Wiederherstellung – eine Rückkehr zu Sefarad -, die sich in den gegensätzlichen Musikstilen der Istanbuler und der Los Angeleser Juden widerspiegelt und die Zweideutigkeit ihrer Identität als westliche oder östliche, traditionelle oder moderne Menschen verdeutlicht. Darüber hinaus bietet der Zugang zu einem spanischen Pass den türkischen Juden die Möglichkeit, einer Wirtschaftskrise zu entkommen, die sich mit nahezu exponentieller Geschwindigkeit verschärft. Diese Dissertation befasst sich mit den Auswirkungen des Musizierens von Angehörigen der türkischen Minderheit in einer Zeit, in der die nationale Zugehörigkeit nicht von der Staatsbürgerschaft im juristischen Sinne, sondern der persönlichen Perspektive abhängt, und untersucht die starke Anziehungskraft der Nostalgie, die sich auf Musik stützt, um die Grenzen von Zeit, Raum und kollektivem Gedächtnis für Juden in der Türkei und den Vereinigten Staaten zu überwinden.
Audrey Wozniak, M.A. (Harvard University)
Eine Disziplin für die Nation: Chöre der türkischen klassischen Musik in Geschichte und Praxis
Mein Forschungsprojekt beschäftigt sich mit einem außergewöhnlichen, aber oft übersehenen Phänomen der türkischen klassischen Musik, das Hand in Hand mit der Gründung der Republik Türkei durch Mustafa Kemal Atatürk im Jahre 1923 ging: Die Entstehung von zahlreichen Chören neuen Typs in der gesamten Republik, teils im Staatsdienst teils in Amateurhand, was auch einen fundamentalen Wandel der musikalischen Gattungen und der Aufführungspraxis nach sich zog. Zentrale These in Wozniaks Forschungsprojekt ist, dass scheinbar außermusikalische soziale und politische Geschehnisse während des Niedergangs des Osmanischen Reichs und des Entstehens der Republik Türkei in den neu aufkommenden Chören der türkischen klassischen Musik ihren Niederschlag fanden. Dadurch können diese als wertvolle soziokulturelle Microkosmen gelten, in denen Ängste und Auseinandersetzungen über (persönliche und nationale) Identität in Proben- und Aufführungspraxis ausgelebt werden. Mit ethnographischer und archivbasierter Methode begibt sich das Forschungsvorhaben sowohl auf die Spuren des historischen Phänomens des Chors als Ensemblekonstellation in der türkischen klassischen Musik während des letzten Jahrhunderts als auch seiner mannigfachen aktuellen Verkörperungen in städtischen Kontexten der Türkei sowie der Diaspora. Mein Projekt ist das erste, das Chöre der türkischen klassischen Musik als Schauplätze in den Blick nimmt, in denen Auseinandersetzungen um »Türkentum« und die Besorgnis über politische, kulturelle und soziale Werte nach wie vor ausagiert werden. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, dass die Dokumentation zur kulturellen und politischen Bedeutung von Chören der türkischen klassischen Musik einen nachhaltigen nationalen und internationalen Einfluss erlangt, indem sie aufzeigt, wie eine besondere Verkörperung des türkischen Kulturerbes Bedeutung für die Staatsbürger:innen der Türkei und Türk:innen auf der ganzen Welt gewinnen konnte.
Dr. Gökçen Beyinli (Hamburg Universität)
Batinismus als Neş’e: Neubewertung der Geschichte des Islam und der Aleviten in der Türkei durch Abdülbâki Gölpınarlı
Dieses Projekt untersucht die Geschichtsschreibung von Abdülbâki Gölpınarlı (1900-1982), einem prominenten türkischen Historiker, Mevlevi-Sufi und Religionswissenschaftler des Islams und des Sufismus, um eine innovative Perspektive auf den Batinismus und seine Beziehung zu Aleviten und Bektaschis in der Geschichte der Türkei zu bieten. Die umfangreiche Forschung über den Batinismus als islamische Esoterik sowie über Aleviten und Bektaschis hat bisher die entscheidende religionspolitische Rolle des Batinismus in der Türkei bei der Schaffung, Mobilisierung und Konsolidierung der alevitisch-sunnitischen Differenz nicht berücksichtigt. Der vorherrschende Diskurs, der aus dem Osmanischen Reich übernommen wurde, setzt den Batinismus mit extremen schiitischen (Ghulat) und ismailitischen Gruppen gleich, assoziiert sie durch „Aberglauben“ (hurafe) mit den Aleviten und betrachtet sie als Staatsfeinde. Am deutlichsten wird dieser Diskurs im Werk des „säkularen“ Historikers und Politikers Fuad Köprülü (1890-1966) und seiner konsequenten Verwendung des Begriffs Heterodoxie im Zusammenhang mit Batinismus, „Aberglauben“, Aleviten und Bektaschis. Als einer seiner führenden Schüler war Gölpınarlı eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die von den 1940er bis in die späten 1960er Jahre dieses Narrativ herausforderte, indem sie bestimmte batinische Interpretationen des Islam als eine Form von neş’e (Ekstase) begriff und den Begriff der Heterodoxie nicht verwendete. Obwohl Gölpınarlıs Werke weithin gelesen, nachgedruckt und in Studien über Aleviten und Bektaschis häufig zitiert wurden und werden, wurde sein bahnbrechender Ansatz bisher nicht anerkannt und war nicht Gegenstand gründlicher wissenschaftlicher Forschung. Dieses Projekt beleuchtet zum ersten Mal Gölpınarlıs Perspektive und wird einen neuen Beitrag zur Forschung über islamische Esoterik im Besonderen und zur Geschichte der Aleviten und zur islamischen Geschichte der Türkei im Allgemeinen leisten. Das Projekt basiert auf Gölpınarlıs Werk und seinen bisher unerschlossenen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln sowie Lexikoneinträgen, ergänzt durch Archivrecherchen in seinen persönlichen Archiven im Galata Mevlevihanesi und im Konya Mevlana Museum sowie durch oral history Interviews
Promotionsstipendiatinnen
Su Hyeon Cho (Oxford University)
„Heilige und Staaten in einer Plastikschale: Ritual und Liminalität in der Provinz Hatay (Südosttürkei) nach dem Erdbeben“
Meine Doktorarbeit ist eine anthropologische Untersuchung der Frage, was Rituale in Krisenzeiten bedeuten. Im Zentrum meiner Studie steht ein „heiliger Brei“ namens harisa. Indem ich dessen Zubereitung und Verteilung in der Provinz Hatay (Südostürkei) untersuche, erforsche ich, wie eine Reihe alter und neuer Brüche sich zu symbolischen Performanzen verdichten – vor allem im Kontext des Erdbebens, das die Provinz Hatay im Februar 2023 schwer erschütterte. Das reiche rituelle Leben der Provinz Hatay ist bisher häufig als Teil des multi-ethnischen und multi-religiösen Gewebes der Region gefeiert worden. Dabei ist jedoch ein wichtiges Element dieser Riten bisher wenig beachtet worden: das Konzept der „Liminalität“. Ich richte mein Augenmerk auf diesen fehlenden Aspekt in der Erforschung des rituellen Lebens in Hatay, um zu verstehen, warum bis in die Gegenwart an diesen Ritualen festgehalten wird.
Das Kochen von harisa ist seit jeher assoziiert worden mit dem Überschreiten von Schwellen – insbesondere von Schwellen zwischen Leben und Tod, sowohl buchstäblich als auch symbolisch. Der harisa-Brei besteht aus Weizen und zerstoßenem Fleisch. Dies ist die traditionelle Nahrung, die am Aschura-Tag, dem Trauertag, an dem des Todes von Imam Hussein in der Schlacht von Kerbela gedacht wird, gegessen wird. Es ist aber auch die Speise, die zum Anlass der Himmelfahrt Mariens (Surp Asdvadzadzin) oder auch am vierzigsten Tag nach dem Tod eines Angehörigen verteilt und gegessen wird. Es gibt auch zahlreiche andere Anlässe, zu denen harisa gegessen wird, und bei allen handelt es sich um Momente des Übergangs zwischen Leben und Tod. Folglich verkörpert diese zeremonielle Speise die Themen der Wiedergeburt, der Auferstehung und des Weiterlebens (eines Individuums oder der Gemeinschaft).
Es ist deshalb nicht überraschend, dass die Harisa-Speise nach dem katastrophalen Erdbeben im Februar 2023 von vielen Menschen in Hatay als Quelle körperlicher und spiritueller Nahrung an Bedeutung gewann. Während meines Forschungsaufenthalts am Orient-Institut Istanbul werde ich weiter erforschen, wie das Kochen von harisa und andere Rituale das weite Spektrum an Brüchen, Instabilitäten und Liminalitäten in der Region behandeln.
Furkan Işın (Mcgill University)
„Der osmanische Avicenna“: Kemālpaşazāde und intellektuelle Strömungen im Osmanischen Reich des sechzehnten Jahrhunderts
Das frühe sechzehnte Jahrhundert war eine entscheidende Periode in der osmanischen Geistesgeschichte, die durch die Synthese unterschiedlicher wissenschaftlicher Traditionen und die Integration neuer intellektueller Gattungen in den osmanischen Kontext geprägt war. Dieses Projekt zielt darauf ab, diese Zeit durch das Prisma eines ihrer prominentesten Gelehrten, Kemālpaşazāde (gest. 1534), zu erforschen. Die Werke des als Historiker, oberster Mufti, Theologe, Philosoph und Rechtsgelehrter berühmten Kemālpaşazāde repräsentieren eine Konvergenz verschiedener intellektueller Traditionen. Durch das Studium seiner Werke soll dieses Projekt das osmanische Geistesleben im frühen sechzehnten Jahrhundert näher beleuchten.
Kemālpaşazāde, der als „der Avicenna der Gelehrten von Rūm“ (ʿulemā-yı Rūmuñ İbn-i Sīnāsı) bezeichnet wurde, spielte eine entscheidende Rolle bei der Einführung von Avicennas (gest. 1037) Philosophie in die osmanische intellektuelle Landschaft. Dies ist seiner Auseinandersetzung mit Gelehrten aus der größeren iranischen Hochebene und den arabischsprachigen mamlukischen Ländern zu verdanken, die ihn mit neuen intellektuellen Gattungen bekannt machten. Diese Interaktion war außerdem entscheidend für die Gestaltung seines historiographischen Meisterwerks, der Tevārīḫ-i Āl-i ʿOsmān (Geschichten des Hauses ʿOsmān), in dem er turko-mongolische, islamische und persische Modelle von Königtum synthetisierte, um eine Vision osmanischer Souveränität auf Türkisch zu formulieren. Durch einen multidisziplinären Ansatz, der Textanalyse, Archivforschung und das Studium biographischer Lexika umfasst, analysiert das Projekt Kemālpaşazādes Schriften in verschiedenen Bereichen und die Durchlässigkeit zwischen ihnen. Die Forschung zielt darauf ab, eine Lücke in unserem Verständnis der osmanischen intellektuellen Entwicklungen zu schließen und durch die Erforschung der transregionalen Austauschprozesse, die die osmanische Gelehrsamkeit in dieser Zeit prägten, auch einen Beitrag zu den islamischen und persischen Studien im weiteren Sinne zu leisten.